Ziel der Petition ist es, den öffentlichen und politischen Druck zu erhöhen, damit in der kommenden Legislaturperiode eine nachhaltige und umfassende Pflegereform auf den Weg gebracht wird. Angesichts einer alternden Gesellschaft ist die Lage in der Pflege alarmierend: Die Eigenanteile für Pflegebedürftige steigen weiter, pflegende Angehörige sind überlastet, und der Fachkräftemangel gefährdet die Qualität der Versorgung. Einzelmaßnahmen reichen nicht aus – es braucht einen strukturellen Neuanfang.
Die Petition fordert konkrete Reformen in sechs zentralen Handlungsfeldern:
- Pflegende Angehörige absichern
Über 70 % der Pflegebedürftigen werden nach wie vor zu Hause von Angehörigen versorgt. Diese tragende Säule des Pflegesystems braucht bessere wirtschaftliche Absicherung – unter anderem durch Lohnersatzleistungen und zusätzliche Rentenpunkte – sowie eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Auch die Leistungen der Pflegeversicherung müssen vereinfacht und besser zugänglich gemacht werden. - Lebensbedingungen vor Ort verbessern
Städte und Gemeinden sind verantwortlich für die Lebensqualität älterer Menschen. Gefordert werden der Ausbau von Nachbarschaftshilfe, altersgerechte Wohnformen sowie eine vorausschauende Altenhilfeplanung. Ein wirksames Instrument sind regelmäßige Hausbesuche ab dem 75. Lebensjahr, um frühzeitig Unterstützung anzubieten. - Prävention und Rehabilitation stärken
Durch präventive Maßnahmen kann die Selbstständigkeit älterer Menschen länger erhalten und Pflegebedürftigkeit hinausgezögert werden. Die Pflegeversicherung soll hierfür gezielt Prävention finanzieren, die Krankenversicherung die medizinische Rehabilitation weiter ausbauen. Auch hier spielen Hausbesuche eine wichtige Rolle. - Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern
Um mehr Fachkräfte zu gewinnen und langfristig im Beruf zu halten, müssen die Arbeitsbedingungen deutlich verbessert werden: Mehr Personal, mehr Zeit für Pflegebedürftige, verlässliche Dienstpläne, weniger Bürokratie sowie klare Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. Der Gesetzgeber ist gefordert, hierfür verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. - Digitale Technologien gezielt einsetzen
Digitale Lösungen können dazu beitragen, dass pflegebedürftige Menschen länger selbstbestimmt zu Hause leben können. Per Videotelefonie kann z.B. von der Wohnung aus Kontakt zum Pflegedienst aufgenommen werden. Auch die sektorenübergreifende Kommunikation zwischen Ärzt*innen, Apotheken, Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern kann digital erleichtert werden. Die damit verbundenen Investitionen müssen jedoch angemessen refinanziert werden. - Pflegeversicherung reformieren
Die Leistungen der Pflegeversicherung reichen längst nicht aus, um die tatsächlichen Pflegekosten zu decken. Die Folge sind stetig steigende Eigenanteile, die für viele Pflegebedürftige untragbar sind. Eine Pflegevollversicherung mit begrenzter Eigenbeteiligung ist notwendig, damit Pflege bezahlbar bleibt.
Am Tag der Pflege, am 12. Mai 2025, wird die Petition öffentlich an Politiker*innen übergeben. Die AWO ruft dazu auf, die Petition zu unterschreiben und weiterzuverbreiten – denn die Zukunft der Pflege geht uns alle an.
[Text: Javiera Gómez, AWO Landesverband Berlin e. V.]