Das kennen natürlich viele aus dem Fernsehen: das „Abendschau“-Studio - von hier aus wird täglich das Regionalmagazin gesendet. Punkt 19.30 Uhr erfahren die Berliner/innen so stets Aktuelles aus der Hauptstadt. Nicht sichtbar hingegen ist das riesige Studio hinter dem Newsdesk, von dem aus die Nachrichten verlesen werden. Ringsherum stehen Kameras und Teleprompter, die den Moderator/innen das Ablesen des Textes während der Live-Sendung ermöglichen.
Der Teleprompter: Eines der ersten „Fernsehgeheimnisse“, die beim Blick hinter die Kulissen gelüftet werden. Denn der so erzeugte Blickkontakt zum Zuschauer soll laut Studien bei diesem die Aufmerksamkeit erhöhen. Ein zweiter „TV-Trick“ lautet: Moderator/innen sollten nie kleinkarierte Kleidung tragen. Nun gut: bei einem Adjektiv, das gemeinhin sowieso eher negativ assoziiert wird, wundert es wahrscheinlich kaum jemanden, dass dies anscheinend beim Fernsehen ebenfalls nicht gut ankommt. Denn: Karierte Kleidung erzeugt bei der TV-Ausstrahlung ein unangenehmes Flimmern auf dem Bildschirm. „Ich glaube, ich werde die Abendschau heute Abend mit ganz anderen Augen sehen“, lautet der prompte Kommentar von Dagmar Pagel. Die 64-Jährige, die bereits das zweite Mal bei einer AWO-Veranstaltung dabei ist, zeigt sich von der Studio-Kulisse beeindruckt.
So beginnt die RBB-Führung also schon einmal mit einem „Aha-Erlebnis“. Organisiert hat den Rundgang für die AWO-Mitglieder/innen Heike Hoppe-Rösler. Sie freut sich darauf, das „Haus des Rundfunks“ von innen zu sehen, denn das „ist ja einfach ein klasse Bau.“ Ein klasse Bau mit langer Geschichte: Das „Haus des Rundfunks“ gilt tatsächlich als ältester Rundfunkstandort Europas. Der Architekt Hans Poelzig hatte sich damals im Jahr 1929 im Rahmen eines Wettbewerbs mit seinem Entwurf durchgesetzt. Die zentrale Idee: Die Platzierung der drei großen Sendesäle in der Gebäudemitte. Somit wurde der Straßenlärm durch die ringsherum angesiedelten Bürotrakte auf natürliche Weise gedämmt.
Der auffällige Ziegelbau in der Masurenallee beherbergt heute neben den drei Sendesälen, mehr als 10 Aufnahmestudios, Proben- und Schalträume sowie natürlich unzählige Büros, in denen die Mitarbeiter/innen täglich die Sendungen vorbereiten. Hier werden die Hörfunkprogramme Radio Berlin 88,8, Kulturradio und Inforadio produziert.
Der rund 90-minütige Rundgang führt durch viele Redaktionsflure. Bei den warmen Temperaturen dieses „Ausnahme“-Sommers stehen natürlich sämtliche Bürotüren offen, hinter denen fleißig gearbeitet wird. Da heißt es natürlich für alle: Pssst. Sich möglichst leise und unauffällig zu verhalten ist also oberste Devise.
Nostalgie stellt sich ein, als die Gruppe am Paternoster vorbeikommt. Das „Haus des Rundfunks“ ist einer der wenigen Orte in Berlin, an dem es noch einen funktionstüchtigen Aufzug dieser Sorte gibt.
Eines der Highlights der Führung: Der große Sendesaal des RBB. Dieser, wie die zwei anderen Säle, war früher essentiell – schließlich gab es zur Entstehungszeit des Rundfunkgebäudes noch keinerlei Datenspeicher- oder Abspielmöglichkeiten. Musik musste für Sendungen live eingespielt werden. Heutzutage wird der große Sendesaal regelmäßig für öffentliche Veranstaltungen, wie Konzerte oder Lesungen genutzt.
Ein absoluter Blickfang - im wahrsten Sinne des Wortes – ist natürlich die altehrwürdige Haupthalle, in der die Führung endet: Knallgelb geklinkert erstreckt sie sich über 5 Geschosse. Von allen Seiten haben Besucher freien Blick auf die beiden markanten Leuchten an der Decke und die in der Mitte stehende Skulptur „Große Nacht" von Georg Kolbe. Das gesamte RBB- Gebäudeensemble aus Alt-und Neubau steht im Übrigen unter Denkmalschutz.
16:30 Uhr: Die Führung ist zu Ende. Mit neuen Eindrücken und Infos rund um das älteste eigenständige Funkhaus der Welt geht es für die AWO-Mitglieder nach Hause. Ach ja – und übrigens: Falls Sie diesen Beitrag auch gelesen haben, um die Antwort auf die Frage in der Überschrift zu erfahren: Es sind genau 1.087 Plätze.