Kinderschutz auf Augenhöhe

In den letzten Monaten war Zuhause bleiben angesagt, das galt auch für viele Kinder. Doch nicht für alle ist das ein sicherer Rückzugsort – nicht erst seit Corona.

„Oft ist das ein schleichender Prozess“, erzählt Nicole Kügler-Kretschmann, Leiterin der Kita Sternschnuppe. „Wenn uns bei einem Kind etwas auffällt, suchen wir zuerst das Gespräch mit den Eltern und machen Beratungsangebote. Wenn man Glück hat, klappt das.“ Tritt keine Besserung ein, werden neutrale, auf Kinderschutz spezialisierte Fachkräfte hinzugezogen. Den Ansprechpartnerinnen beim AWO Landesverband Berlin oder dem Spandauer Jugendamt wird der Fall vorerst anonym geschildert. Wird die Entscheidung getroffen, dass er offiziell dem Jugendamt gemeldet werden muss, erfahren die Eltern das vorab. „Trotz der Schwierigkeiten, die in den Familien herrschen, versuchen wir immer, alle Beteiligten mit ins Boot zu holen und die Angst vor dem Jugendamt zu nehmen. Wichtig ist hierbei, dass das Jugendamt als Unterstützungsangebot wahrgenommen wird“, so Kügler-Kretschmann. Manchmal seien die Prozesse problematisch und erforderten eine Mischung aus Druck und Fingerspitzengefühl. Die Begegnung auf Augenhöhe ist wichtig, um Änderungen bewirken zu können.

In den AWO Kitas gibt es feste Verfahrensweisen, wenn manche Kinder besonders geschützt werden müssen. Ans Jugendamt geht ein berlinweit einheitliches Formular, das unter anderem körperliche, psychische und kognitive Merkmale des Kindes und familiäre Ressourcen erfasst. „Hilfreich ist eine schriftliche Entbindung von der Schweigepflicht zur besseren Zusammenarbeit von Familie, Jugendamt und Kita“, sagt die Kita-Leiterin. „So können wir auch im weiteren Verlauf informiert bleiben und unser Bestes zum Wohle des Kindes tun.“